Was kann ich tun, wenn mein Kind Probleme mit Lehrkräften hat?

Tipps für Eltern
Alina Ostrowski
August 28, 2023

Ihr Kind hat das Gefühl, von einer Lehrkraft unfair behandelt zu werden? Die Benotung der Schulaufgabe ist ungerecht oder Ihr Kind fühlt sich gedemütigt und bloßgestellt? Hier erfahren Sie, was Sie und Ihr Kind tun können, um Probleme mit Lehrer:innen zu lösen.

Ab wann kann man von Problemen mit Lehrenden sprechen?

Ebenso wie wir alle haben auch Lehrer:innen mal einen schlechten Tag. Es gilt also zu beachten, ob Ihr Kind einmalig von der entsprechenden Lehrkraft verbal angegangen wurde oder ob dieses Verhalten häufiger auftritt. Wichtig ist auch zu wissen, ob sich die Angriffe ausschließlich auf Ihr Kind beschränken oder ob auch andere Mitschüler:innen betroffen sind. Ist letzteres der Fall, kann man sich gegebenenfalls mit den Eltern der Betroffenen auseinandersetzen und gemeinsame Schritte planen.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Probleme, die Schüler:innen mit ihren Lehrer:innen haben können und die ernst genommen werden sollten:

  • Ungerechte Benotung
  • Demütigung
  • Bloßstellung
  • Funktion als "Sündenbock" der Klasse
  • Benachteiligung
  • Ignoranz
  • Ungerechtfertigte Strafarbeiten
  • Natürlich zählt auch körperlicher Missbrauch zu Problemen mit Lehrenden. Bei einem begründeten Verdacht sollten Sie sich an eine Beratungsstelle in der Nähe wenden oder die Polizei aufsuchen.

Zeigen Lehrkräfte die oben genannten Verhaltensweisen, spricht man oft auch von einem Machtmissbrauch. Dabei ist wichtig: Nicht wegschauen, sondern nach Wegen suchen, um den Konflikt zu lösen. Es kommt nicht selten vor, dass Mobbing nicht nur unter Mitschüler:innen, sondern eben auch oft unter Lehrerkräften und Schüler:innen stattfindet.

Dem Kind zuhören und es ernst nehmen

Zunächst ist es als Elternteil wichtig, das Gespräch mit dem Kind zu suchen. Dabei sollte man das Kind frei erzählen lassen, was es bedrückt und ihm zuhören. Vor allem sollte man die Sorgen des Kindes nicht durch Sprüche wie „So sind manche Lehrer:innen nun mal“, „Da mussten wir alle durch“ oder „Vielleicht liegt es an dir“ zurückweisen, sondern es ernst nehmen und ermutigen.

Je nachdem, welche Verstöße des Lehrerenden gegenüber dem Kind vorgefallen sind, kann man mit dem Kind gemeinsam überlegen, wie die Situation verbessert werden kann. Sie sollten zunächst Ihr Kind bestärken, selbst das Gespräch zur Lehrkraft zu suchen. Sollte es zu viel Angst davor haben, bieten Sie Ihrem Kind an, es zu begleiten oder das Gespräch mit der Lehrkraft ganz zu übernehmen.

Eine langfristige Demütigung durch die Lehrkraft kann Ihr Kind auch psychisch stark belasten. Beobachten Sie Ihr Kind und nehmen Sie emotionale Veränderungen ernst, um gegebenenfalls eine psychologische Fachkraft mit ins Boot zu holen.

Das Gespräch mit der Lehrer:in suchen

Als ersten Schritt sollte ihr Schulkind ein persönliches Gespräch mit der entsprechenden Lehrperson suchen. Vielleicht ist es der Lehrer:in gar nicht bewusst, dass das eigene Verhalten Ihr Kind verletzt. In diesem Gespräch kann man beispielsweise auch nachfragen, wie eine Note zustande gekommen ist und äußern, dass man sich ungerecht behandelt fühlt. Die Lehrkraft ist verpflichtet, Auskunft über die Zusammensetzung einer Note zu erteilen und muss begründen, warum sie sich für eine bestimmte Bewertung entschieden hat.

Bei langfristigen Problemen ist es auch sinnvoll, ähnlich wie bei Mobbing unter Mitschüler:innen, eine Art Tagebuch über die Vorfälle zu führen, mit denen die Lehrer:in dann konfrontiert werden kann.

Es kann darüber hinaus helfen, sich eine Meinung von anderen Schüler:innen zu holen oder den Klassenvorstand um Unterstützung zu bitten.

Ab wann sollten Sie als Eltern eingreifen?

Führt das Gespräch zwischen Schüler:in und Lehrer:in zu keiner Lösung des Problems oder verschlimmert gar die Situation, sollten Sie als Eltern eingreifen. Dabei gibt es verschiedene Anlaufstellen, die Sie gemeinsam mit ihrem Kind in Erwägung ziehen können:

Ein Gespräch mit dem /der ProblemlehrerIn

Für Eltern sollte der erste Weg zur entsprechenden Lehrperson gehen. Dabei kann betont werden, dass Ihr Kind die Meinung des Lehrenden sehr schätzt und deshalb von der ungerechten Behandlung sehr betroffen ist. Dieses Gespräch gibt der Lehrkraft die Möglichkeit, das eigne Handeln zu überdenken und das Verhalten zu ändern. In solchen Gesprächen kann eventuell deutlich werden, inwieweit das eigene Kind selbst zu dem schlechten Verhältnis beiträgt. Oft kann es sich bei solchen Konflikten nämlich um Missverständnisse handeln, welche durch eine offene Kommunikation aus der Welt geschaffen werden können.

Klassenvorstand

Ändert sich auch weiterhin nichts an der Situation und die Lehrkraft zeigt keine Einsicht oder Besserung, kann es sinnvoll sein, sich an den Klassenvorstand zu wenden. Dieser kann dann den/die Problemlehrer:in konfrontieren.

Direktor:in

Auch die Direktion der Schule kann eine weitere Anlaufstelle sein. Der entsprechenden Lehrkraft wird es mit Sicherheit unangenehm sein, von der Schulleitung mit solchen Vorwürfen konfrontiert zu werden, sodass sie sehr wahrscheinlich mit ihren ungerechten Aktionen aufhören wird.

Schulinspektor:in

Dies ist der allerletzte Schritt, nachdem alle oben genannten Beteiligten informiert und nach Unterstützung gefragt wurden. Unternimmt die Schuldirektor:in trotz offensichtlichem und wiederholten Fehlverhaltens der Lehrkraft nichts, um die Situation zu verbessern, können Sie sich an die Schulinspektion wenden. Diese können Sie über die Bildungsdirektion kontaktieren und einen Termin vereinbaren.

Wer kann noch helfen bei Problemen mit Lehrer:innen?

Klassensprecher:innen

Ihr Kind kann sich natürlich auch an die Klassensprecher:innen wenden. Diese vertreten ihre Mitschüler:innen im Gespräch mit den Lehrenden und können gegebenenfalls auch andere Betroffene miteinbeziehen und die Problemlehrkraft konfrontieren.

Vertrauenslehrer:innen

Ihr Kind kann sich bei Problemen an Vertrauenslehrer:innen wenden. Sie kümmern sich um Probleme rund um die Schule und somit auch um Schwierigkeiten mit Lehrkräften. Falls nicht bekannt ist, welche Person an Ihrer Schule dafür zuständig ist, kann man ganz einfach im Sekretariat nachfragen.

Streitschlichter:innen

Es handelt sich dabei um speziell ausgebildete Schüler:innen, meist aus älteren Klassen, die anderen Schüler:innen bei der Konfliktlösung unterstützen.

Elternverein

Die Elternvertreter:innen einer Schule haben die Aufgabe, wichtige Anliegen von Eltern gegenüber der Schule zu vertreten, und greifen somit auch bei Machtmissbrauch von Lehrkräften ein.

Zusammengefasst:

Auch Lehrer:innen sind Menschen. Sie machen Fehler und haben mal einen schlechten Tag. Allerdings sollten sie nicht ihr Machtverhältnis ausnutzen und Mobbing und ungerechte Behandlung sollten auf keinen Fall akzeptiert werden. Nehmen Sie Ihr Kind ernst und suchen Sie gemeinsam aktiv nach Lösungen, um den Schulalltag zu erleichtern. Suchen Sie dabei als Erstes das Gespräch mit der lehrenden Person selbst. Meist lässt sich der Konflikt bereits dadurch besänftigen. Scheuen Sie sich nicht, bei andauerndem destruktivem Verhalten der Lehrkraft weitere Instanzen einzuschalten und miteinzubeziehen. Unterstützen Sie Ihr Kind emotional in diesem Prozess und geben ihm das Gefühl, es zu unterstützen und hinter ihm zu stehen.

Alina Ostrowski
Tutor
Quellen
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(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)