Mein Kind verhält sich anderen Kindern gegenüber aggressiv – Was kann ich tun?

Tipps für Eltern
Marco Heusohn
August 28, 2023

Mein Kind verhält sich anderen Kindern gegenüber aggressiv – Was kann ich tun?

Kinder in allen Altersgruppen, vom ersten Kontakt zu anderen Kindern bis zur Volljährigkeit und darüber hinaus, erleben Konflikte und streiten sich. Vor allem bei jungen Kindern ist ein gesundes Streitverhalten noch nicht ausreichend ausgebildet. Aggressives Verhalten kann viele Ursachen haben. Was es bedeuten kann und wie Sie als Elternteil oder erziehungsberechtigte Person damit umgehen, erfahren Sie im Folgenden.

Warum werden Kinder aggressiv?

Sehr junge Kinder können ihre Emotionen noch nicht gut äußern oder steuern, weswegen beispielsweise eine Unterbrechung beim Spielen schnell zur Aggression führen kann. Es gibt verbale oder physische Aggression, also Treten, Beißen oder Schubsen. Manche Kinder zeigen auffällig aggressives Verhalten. Warum dies der Fall ist, konnte von Wissenschaftlern noch nicht umfassend erklärt werden, jedoch scheint unter anderem die Genetik eine Rolle zu spielen.  

Daneben hat das soziale Umfeld einen sehr großen Einfluss auf das Aggressionslevel eines Kindes. Dazu gehören unter anderem: Das Elternhaus, Verwandte, Freunde und Mitschüler:innen sowie die Nachbarschaft. Da Kinder in ihren ersten Lebensjahren sehr viel durch Nachahmen lernen, können sie die negativen Aspekte ihres Umfelds aufnehmen. Sie als Eltern haben eine äußerst wichtige Vorbildfunktion für Ihr Kind.  

Aggressives Verhalten kann auch in der Schule auftreten und dort ebenfalls mehrere Gründe haben, von Missverständnissen über das Nachhängen im Unterrichtsstoff bis hin zu Problemen mit Mitschüler:innen. Sollte eine Lehrerkraft Sie diesbezüglich informieren, sollten Sie unbedingt mit den Lehrer:innen Ihres Kindes sprechen, um nachvollziehen zu können, warum Ihr Kind sich so verhält.

Eine weitere Möglichkeit, warum Ihr Kind zu aggressivem Verhalten neigt, ist, dass es sich in bestimmten Situationen durchsetzen möchte. Dieses Verhalten, das auch bereits in der „Trotz-Phase“ zu erkennen ist, ist erlernt. Wenn Ihr Kind ein Stück Schokolade möchte, obwohl das Essen gleich fertig ist und Sie ihm dieses Stück verweigern, kann Ihr Kind mit Trotz reagieren und wütend werden oder weinen. In diesem Fall sollten Sie nicht nachgeben, da Ihr Kind sonst lernt, dass es durch Trotz bekommt, was es möchte. Dieses Verhalten kann im Kontakt mit anderen Kindern dann zu Aggression führen. Verstärkt wird dies weiter durch mangelnde Impulskontrolle und Verständnisprobleme der Absichten anderer.

Was kann ich also tun?

Prinzipiell geht es nicht um Prävention, also das Verhindern von Aggressionen, sondern dem Kind beizubringen mit der Aggression umzugehen, um Gewalt zu vermeiden. Gewaltfreie Methoden einen Streit zu beenden, sollten sehr vertraut sein, damit das Kind im Konflikt darauf zurückgreifen kann. Wenn Kinder den Umgang mit Aggression und gewaltfreien Lösungen gelernt haben, können sie Streits auch unter sich klären, ohne dass Erwachsene eingreifen müssen.  

Man sollte versuchen mit aggressiven Kindern zu reden, um herauszufinden, warum sie aggressiv sind und Ihnen eine Alternative dazu aufzeigen. Regeln sollten klar und deutlich definiert sein und durchgesetzt werden. Sie müssen diese ebenfalls den näheren Verwandten Ihres Kindes aufzeigen, denn Großeltern neigen gerne dazu Regeln eher als „Richtlinien“ zu sehen.  

In aktiven Streitsituationen, in denen es zu Handgreiflichkeiten kommt, müssen Sie aktiv einschreiten und Ihre Präsenz zeigen, denn durch passives Verhalten Ihrerseits besteht die Gefahr, dass dieses Verhaltensmuster gefördert wird. Sie sollten Ihr Kind jedoch nicht immer direkt ermahnen. Es weiß oftmals auch nicht, was es falsch gemacht hat, weswegen Sie, sofern möglich, Ihr Kind fragen sollten, warum es gerade so handelt. Nutzen Sie „Stopp“, „Nein“ und andere höhere Warnsignale als eine der letzten Maßnahmen. Verwenden Sie diese Wörter zu häufig verlieren sie an Bedeutung und Wirkungsstärke. Ebenfalls sollten Sie Ihr „Nein“ auch durchsetzen und nicht doch nachgeben, denn das führt in den meisten Fällen ebenfalls zur Verstärkung des aggressiven Verhaltens und auch zu weiterem Trotzverhalten.  

Eine weitere Möglichkeit des Stress- und Wutabbaus ist körperliche Aktivität, denn möglicherweise ist Ihr Kind auch nicht körperlich ausgelastet und versucht, dies durch aggressives Verhalten zu kompensieren. Außerdem baut sportliche Aktivität wie Fußball oder Turnen Stress ab und hilft dabei, Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Fragen Sie Ihr Kind ruhig, ob es in einem Verein beitreten oder andere Aktivitäten außerhalb des Kindergartens oder der Schule machen möchte. Dies ist auch ein guter Weg, um Kontakt mit älteren und sozial kompetenteren Kindern zu knüpfen. Dadurch wird die Konfliktfähigkeit Ihres Kindes verbessert.

Letzte Maßnahmen und Fazit

Wenn Sie nicht mehr weiterwissen, hilft es oftmals Erziehungsberatungsstellen aufzusuchen, die in ganz Deutschland verteilt sind und Hilfe und Tipps bieten. Ebenfalls kann dort ein Plan erstellt werden, der Ihnen helfen soll, wieder friedlich zusammenleben zu können. Unter diesem Beitrag finden Sie einen Link zur Website der BKE, der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, dort finden Sie zwei Links zu weiterführenden Websites, auf denen Ihnen Hilfe geboten wird. Denn als Elternteil verfügt man oftmals nicht über die nötige Kompetenz den korrekten Grund für aggressives Verhalten zu erkennen, durch die subjektive Wahrnehmung und den unmittelbaren Kontakt mit dem eigenen Kind. Eine weitere möglichst objektive Meinung bringt meist weitere Aufschlüsse. Diese professionelle Hilfe erkennt möglicherweise auch Muster für potenzielle psychische Erkrankungen, welche das Verhalten des Kindes begründen können.

Beobachten Sie ihr Kind möglichst genau, um herauszufinden, warum es aggressiv handelt. Sprechen Sie mit anderen Menschen, die viel Zeit mit Ihrem Kind verbringen, beispielsweise mit Lehrer:innen, Kindergärtner:innen sowie den Großeltern und anderen Verwandten. Möglicherweise fällt diesen etwas auf, das Ihnen entgangen ist. Gehen Sie auf Ihr Kind ein und versuchen Sie durch Konversation herauszufinden, wieso ihr Kind möglicherweise gestresst ist und dieses Verhalten an den Tag legt. Zeigen Sie ihm andere Möglichkeiten als Gewalt und lautstarkes Verhalten auf, beispielweise in ein Kissen schreien oder schlagen, um Wut abzubauen. Gehen Sie bei Handgreiflichkeiten auf jeden Fall dazwischen und zeigen Sie Ihrem Kind, dass das, was es getan hat, nicht richtig ist. Gehen Sie aber auch auf das „Opfer“ ein, um eine weitere Sicht der Dinge erfahren zu können.  

Marco Heusohn
Tutor

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*Der 14-tägige Test umfasst eine gratis Probestunde

(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)