Mein Kind hat keine Freunde in der Schule - Was kann ich tun?

Tipps für Eltern
Marco Heusohn
August 28, 2023

In der modernen und digitalen Welt fällt es Kindern häufig immer schwerer, Freund:innen zu finden. Da Freund:innen nicht nur die Schulzeit angenehmer machen, sondern auch Freude schenken können, sind Eltern oftmals besorgt, wenn ihr Kind keine Freund:inenn zu finden scheint. Ob das schlimm ist und wie Sie Ihr Kind unterstützen können, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.

Leidet Ihr Kind unter dieser Situation?

Für Kinder ist der Stellenwert von Freundschaften nicht immer gleich hoch. Manche Kinder sind in einer Gruppe am glücklichsten, andere fühlen sich allein oder mit ein oder zwei vertrauten Freund:innen am wohlsten. Vor allem für introvertierte Kinder, also Kinder, die auch mit wenig sozialen Kontakten sehr gut auskommen, ist der Drang neue soziale Kontakte zu knüpfen, weniger stark als bei extrovertierten Kindern. Man sollte also zunächst herausfinden, zu welcher Persönlichkeitsgruppe das eigene Kind gehört, bevor man sich Sorgen darüber macht, dass es wenige oder keine Freund:innen hat. Dazu kommt, dass extrovertierte Eltern das Verhalten ihrer möglicherweise introvertierten Kinder nicht verstehen und es dazu drängen mehr Kontakte zu knüpfen, obwohl das Kind in seiner momentanen Situation glücklich ist. Dieses Drängen, neue Freundschaften zu schließen oder Freund:innen einzuladen, ist für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes meist kontraproduktiv. In einer Studie von Rowan Jaques-Hamilton von 2018 wurden 150 dazu aufgefordert, sich einer Woche lang so mutig, gesprächig, aufgeschlossen, aktiv und durchsetzungsfähig wie möglich zu sein. Dabei ist herausgekommen, dass extrovertierte Menschen sich bei dieser Aufgabe deutlich wohler fühlten, introvertierte Menschen sich jedoch unauthentisch und erschöpft fühlten. Eltern müssen also darauf achten, wie sich ihr Kind im Umgang mit anderen verhält, ist es eher „immer mittendrin“ oder steht es eher am Rand und schaut den anderen nur zu. Durch das Einlassen auf das Wesen des Kindes wird es sich deutlich wohler fühlen.

Kinder verbringen bei einem 6-stündigen Schultag den einen großen Tagesabschnitt getrennt von den Eltern, weshalb sie oft nicht genau wissen, was ihr Kind in der Schule tut. Diese haben oft Klassenkamerad:innen, mit denen sie in der Schule gerne zusammensitzen und auch spielen, jedoch diese Freundschaft nicht außerhalb der Schule pflegen möchten. Dadurch können die Eltern ebenfalls nicht wissen, ob das Kind überhaupt Freund:innen hat, wenn diese nie zum Spielen vorbeikommen.

Freundschaften knüpfen und Verständnis zeigen

Wünscht sich Ihr Kind, neue Freund:innen zu haben und neue Menschen kennenzulernen, ist es immer hilfreich sich auf das Kind einzulassen. Extrovertierten Kindern fällt die Kontaktaufnahme mit anderen Kindern sehr leicht, introvertierten Kindern jedoch nicht. Die erste Kontaktaufnahme ist oftmals ein Hindernis, welches erst überwunden werden muss, um sich auf neue Freundschaften einzulassen. Man darf auch nicht übersehen, dass auch extrovertierte Kinder schüchtern sein können. Es hilft oft schon das Kind selbst zu fragen, was ihm schwerfällt. Ist es der erste Anruf, um nach einem Spieltreffen zu fragen oder auf jemanden zuzugehen? Zum Beispiel würde Ihr Kind gerne auf dem Spielplatz zu anderen gehen und mit diesen spielen, traut sich aber nicht. Es könnte so etwas sagen wie: „Was mache ich, wenn die mich nicht mitspielen lassen?“. Für die richtige Antwort sollten Sie in sich gehen und nachdenken, was Sie in einer solchen Situation machen würden. Wenn Sie beispielsweise umgezogen sind und Kontakt mit den Nachbar:innen in der Straße knüpfen möchten. Wenn Sie drei Nachbar:innen im Café an der Ecke sehen, würden Sie einfach hingehen und sagen: „Darf ich mich setzen und mitreden?“. Wahrscheinlich eher nicht, denn das wäre recht aufdringlich. Man würde sich wahrscheinlich eher an einen nahen Tisch setzen, vielleicht Zeitung lesen und dem Gespräch lauschen. Bei einer Gesprächspause auch mal selbst eine Frage stellen, vielleicht werden Sie dann an den Tisch gebeten. Und ab diesem Punkt ist die zweite Begegnung deutlich einfacher, da man sich bereits kennt. Und diese Strategie können Sie für Ihr Kind ebenfalls anwenden.

Mit der Klassenlehrer:in des Kindes Kontakt aufnehmen und diesen für die Lage des Kindes zu sensibilisieren, hilft ebenfalls. Dieser hat in der Schule mit dem Kind meist viel zu tun. Er kann Ihr Kind neben ein anderes setzen, von dem er denkt, dass sie sich gut verstehen. Sie sollten, wenn ein Kontaktversuch nicht gut gelaufen ist oder die Freundschaft unerwartet beendet wurde, nicht Ihrem Kind oder dem anderen die Schuld geben, vielmehr Unterstützung und Verständnis zeigen.

Was kann man also tun?

Eltern können ihrem Kind dabei helfen, das Kennenlernen mit neuen Kindern zu erleichtern. Man kann z. B. die Nachbar:in mit ihrem Kind zum Kaffee und Kuchen einladen oder auf dem Spielplatz Spielsachen mitnehmen, die zum Zusammenspielen einladen, wie Wasserbomben oder Bälle. Auch Freizeitmöglichkeiten, die von einer Jugendorganisation geplant werden, wie Campen gehen oder eine Bootsfahrt, bieten sich z. B. dafür an, bei gemeinsamen Aktivitäten leicht ins Gespräch zu kommen und zusammen Spaß zu haben. Ratschläge wie „Geh doch einfach mal hin“ oder „Mach dir doch nicht so viele Gedanken“, helfen ebenso wenig, wie wenn Kinder ihren Eltern sagen „Mach dir keine Sorgen“. Wenn Ihr Kind nicht zum Spielen eingeladen oder aufgefordert wird, hilft es ebenso wenig „mit den anderen ein ernstes Wort zu sprechen“. Das wird die anderen Kinder nicht sonderlich ermutigen, ihre Meinung zu ändern. Ermutigungen und Hinweise für die Möglichkeit einen neuen Kontakt zu knüpfen, bieten sich hier eher an. Sätze wie:

  • „Schau mal der liest das gleiche Buch wie du.“
  • „Du kannst den anderen auch etwas von deinen Keksen anbieten.“
  • „Schau mal die spielen Fußball, wollen wir uns dabei setzen? Vielleicht brauchen sie nach der Halbzeit Verstärkung.“

sind eher konstruktiv und helfen dem Kind eigene Entscheidungen zu treffen. Ebenfalls kann man sein Kind, wenn es etwas gerne macht, wie Tischtennis oder Fußball spielen oder Turnen, in einem Verein anmelden, wenn es zustimmt. Vereine sind ein guter Ort, um neue Bekanntschaften zu machen. Da alle Anwesenden den Sport gerne machen, ist das ein guter Gesprächsaufhänger und vielleicht findet man dort auch weitere gemeinsame Interessen. Auch durch Angebote der Schule, wie eine Hausaufgabenhilfe oder eine AG, kann sich Ihr Kind weiter entfalten und neue Dinge ausprobieren und dabei neue Freundschaften schließen.

Abschließendes Fazit

Um abschließend zusammenzufassen, wird empfohlen, dass Sie Ihrem Kind Freiraum bieten und selbst herausfinden, ob es in seiner aktuellen Lage zufrieden ist. Seien Sie offen was die Persönlichkeit Ihres Kindes betrifft. Wenn es nicht glücklich ist, sollten Sie ebenfalls das Drängen zu neuen Freundschaften vermeiden, sowie ohne Absprache Verabredungen, Freizeiten oder Schul-AGs vereinbaren. Das Selbstvertrauen zu stärken und sich in seine Lage zu versetzen, hilft oftmals schon weiter, denn nur so können Sie die richtigen Tipps und Ratschläge geben. Reden Sie auch mit ihm, um herauszufinden, ob und wo möglicherweise ein Problem besteht. Nur mit Kommunikation lassen sich Probleme leicht lösen.

Marco Heusohn
Tutor
Quellen
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(**Quelle: Trustpilot, Stand: 20.02.2023)